Die Gründung von SI in den USA

Der Rotarier Stuart Morrow, von Beruf „lodge promoter“, d.h. jemand der die Ausbreitung der Service-Organisationen vorantrieb, suchte Mitglieder für männliche Service Clubs. Im Jahre 1921 traf Morrow die Miteigentümerin und Schulleiterin der Parker-Goddard Secretarial School Adelaide Goddard – er hatte einen Mann erwartet, denn bis dahin waren nur männliche Serviceclubs bekannt. Beide fassten den Beschluss, einen weiblichen Service Club zu gründen. Goddard sprach mit anderen Frauen über diese Gründungsidee.
 

Die verbesserte Stellung der Frau Anfang des 20. Jahrhunderts war indirekt beeinflusst durch den Ersten Weltkrieg, der einen Mangel an männlichen Arbeitskräften mit sich brachte und dadurch Frauen die Möglichkeit gab, sich in Berufen zu qualifizieren, die in den Jahren zuvor nicht von weiblichen Arbeitskräften ausgeübt worden waren. Goddard sprach mit anderen Frauen über diese Gründungsidee. Das Ergebnis des langen Gesprächs war die Entscheidung, einen weiblichen Serviceclub zu gründen: Soroptimist International.
 

Am 3. Oktober 1921 wurde in Oakland, Kalifornien der erste Soroptimist Club mit 80 Mitgliedern nach Kriterien von Rotary gechartert. Präsidentin war Violet Richardson-Ward. Der Club nannte sich urpsrünglich „The Alamenda Country Soroptist Club“.

Violet Richardson-Ward war Lehrerin für Leibeserziehung. Für sie war es wichtig, sich in öffentliche Angelegenheiten einzubringen. Sie definierte die ersten SI-Ziele. Drei Begriffe begleiteten die neu gegründeten Clubs:

Quality – in Bezug auf den ausgeübten Beruf
Harmony – zwischen den Clubmitgliedern
Service – der Gesellschaft zu dienen


Die Juristin Eloise Cushing legte die ersten Grundprinzipien und –regeln fest.
Ihnen zufolge war das Ziel:

Den Servicegedanken als Basis aller Unternehmungen, die unterstützungswürdig sind, zu pflegen. Sich vermehrt für gesellschaftliche, geschäftliche und Gemeinde-Angelegenheiten innerhalb eines Clubs, der unterschiedliche Berufe repräsentiert zu engagieren. Man traf sich wöchentlich, diskutierte Serviceprojekte und hörte Referate zu unterschiedlichen Themen, um den Horizont der Mitglieder zu erweitern. Fehlte ein Mitglied fünfmal von neunmal, wurde das Mitglied ausgeschlossen.
 

Mit dem elitären Namen „sorores optimae“ identifizierte man sich nicht nur, man wollte sich auch distanzieren. An den Colleges im Amerika der 20er Jahre gab es neben den männlichen „Fraternities“ auch weibliche Studentenverbindungen, die „Sororities“. Eine Mitgliedschaft in einer „Sorority“ war nur durch Empfehlung, Aufforderung oder Einführung möglich. Die Zugehörigkeit zu einer „Sorority“ half, Türen zu beruflicher Karriere und gesellschaftlichem Ansehen zu öffnen. Das ist übrigens auch heute noch so in den USA. Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass die 80 Gründerinnen des Oakland-Clubs Erfahrungen aus den Sororities mitbrachten. Den Begriff „sorores“ übernahmen sie und versahen ihn durch das „optimae“ mit einem hohen Attribut, dem sie sich gewachsen fühlen mussten und sicher auch konnten im Vergleich zu den sorores der Studentenverbindungen.

Der Name ist auch heute sowohl im Innenverhältnis, wie auch nach außen eine Herausforderung, auch wenn man ihn heute elegant die Grammatik ignorierend als „Die das Beste für Frauen wollen“ interpretiert.
 

Das Logo wurde von einer Oakland-Designerin und Kupferstecherin entworfen. Sie soll ihr Werk folgendermaßen beschrieben haben: „Die Zeichnung stellt eine junge Frau im Strahlenkranz dar, die ihre Arme in freiheitlicher Geste empor hält. Dies ist gleichzeitig eine Geste, die ausdrückt, dass sie sich dieser Freiheit als bestes und höchstes Gut voll bewusst ist. Die Blätter und Eicheln stehen für die Stärke unserer Organisation. Die Lorbeerblätter versinnbildlichen Sieg und Erfolg.“ Der Hintergrund des Emblems ist goldfarben, das Emblem selbst blau – die Farben von SI.
 

Das erste soziale Projekt war ein Umweltthema. Während unsere älteren rotarischen Brüder als erstes Projekt ein sehr praxisbezogenes wählten, nämlich die Stiftung einer öffentlichen Toilette neben dem Rathaus von Chicago,  wollten unsere Gründungsschwestern die „Redwoods“ retten. Die Redwod wurden nämlich in den zwanziger Jahren gnadenlos gefällt. Die soroptimistische Kampagne erreichte, dass der größte Teil dieser Redwods gerettet wurde und als Reservat bis heute weiter existiert.
 

Nach weiteren Clubgründungen wurden 1928 die ersten beiden Föderationen America und Europa gegründet. 1934, inmitten der tiefen Depression, organisierten Soroptimistinnen aus 13 Ländern, unbeirrt der Tatsache, dass Frauen in der weltweiten Wirtschaft immer weniger Möglichkeiten hatten, eine internationale Versammlung in Paris. Hier wurde entschieden, dass eine dritte Föderation gebildet werden sollte, die dann Großbritannien und Irland beinhaltete.
 

 

Die Geschichte von Soroptimist International Deutschland

Der erste deutsche Soroptimist International Club wurde am 13. Januar 1930 in Berlin gegründet. Initiatorin war die Chirurgin Dr. Edith Peritz. Der Club hatte schon bald um die vierzig Mitglieder und etablierte sich als Teil des kulturellen Lebens.

Schon in der Gründungsphase von SI Deutschland spielte der Netzwerkgedanke eine entscheidende Rolle. Es begann mit einem beruflichen Netzwerk zwischen der französischen Chirurgin Suzanne Noel, die 1925 den ersten SI-Club in Paris gründete und der deutschen Chirurgin Edith Peritz, wodurch es 1930 zur Gründung des ersten Clubs in Berlin unter dem Namen „SI-Club Berlin - Club berufstätiger Frauen“  kam. Man traf sich zu Vorträgen über Kultur, Kunst und Zeitfragen, heute unter dem Begriff „gesellschaftspolitisch relevante Themen“ subsumiert. Und man suchte 12 Jahre nach dem I. Weltkrieg den Kontakt zum Ausland.

Ein Club mit internationalen Verbindungen und zahlreichen Clubschwestern jüdischer Herkunft passte aber nicht in die Ideologie des Nationalsozialismus und konnte daher ab 1933 nicht mehr offiziell als Club fungieren. Man traf sich zwar weiterhin regelmäßig in telefonisch unverdächtiger Einladung zum „Kränzchen“. Viele jüdische Clubschwestern mussten damals emigrieren, einige konnten von Clubschwestern versteckt werden, einige konnten aber auch nicht gerettet werden.

1951 erfolgte durch Fürsprache von dänischen und niederländischen Clubschwestern die Neugründung des Berliner SI-Clubs und 1952 mit Gründung des zweiten Clubs in Frankfurt die Bildung der Deutschen Union. Damit auch im gleichen Jahr die offizielle Teilnahme am Weltkongress in Kopenhagen.

1963 wurde von der damaligen Unionspräsidentin Leni Neuenschwander der Soroptimist-Hilfsfonds gegründet, der seither von den deutschen Clubmitgliedern mit 15,00 € pro Jahr finanziert wird. Der Verein unterstützt u. a. die Aus- und Weiterbildung von Frauen und Mädchen, sowie die Internationale Verständigung. 

Mit dem Fall der Mauer 1989 wuchs die Zahl der deutschen Clubs auch in den neuen Bundesländern sprunghaft an, die erste Clubgründung dort erfolgte 1993 in Dresden.

Thematisch bildeten in den Anfangsjahren - sicherlich auch aus den Folgen des II. Weltkrieges - soziale Fragen einen Schwerpunkt der Clubarbeit. Durch den gesellschaftlichen Umbruch insbesondere in den letzten 20 Jahren haben sich die Clubs der Deutschen Union auf die neuen Entwicklungen in der Gesellschaft eingestellt. Auch heute stehen wieder aktuelle Fragen der Zeit im Vordergrund, die ein aktives gesellschaftspolitisches Engagement in den Mittelpunkt der Clubarbeit stellen. Dies lokal - national - international mit dem Ziel, die Gesellschaft entscheidend mitzugestalten. Aufgabe ist, Frauen und Mädchen zu helfen, die von ihnen angestrebten Ziele verwirklichen zu können und eine gleichberechtigte Stimme auf allen Ebenen der Gesellschaft zu haben.

Viele Clubschwestern haben auch für ihr soroptimistisches Engagement das Bundesverdienstkreuz bekommen, darunter aus jüngerer Zeit unsere Past-Präsidentinnen von SI Deutschland: Hanne von Schaumann-Werder, Heide Ibach und Ulrike Schnell.

Europäische Föderationspräsidentinnen aus Deutschland waren: Sigrid Oechelhäuser, Charlotte von Loeper, Gisela Freudenberg und Kathy Kaaf (2011 - 2013).

Aktuell hat Soroptimist International Deutschland 213 Clubs mit rund 6.500 Mitgliedern. (Stand: November 2017)
 


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